Der Segelclub Staffelsee in Bayern war der Ausrichter der diesjährigen Internationalen Meisterschaft der Schwertzugvögel. 42 Mannschaften hatten gemeldet – 40 konnte der Vorsitzende des Clubs, Helmut Pfaffenberger, am Samstagabend bei der Eröffnung begrüßen. Er freute sich, zum 50jährigen Jubiläum seines Clubs die Schwertzugvögel nach 25 Jahren wieder an seinem See zu einer Meisterschaft zu Gast zu haben.
Auch der Landrat, der Bürgermeister der Gemeinde Uffing und der Vertreter des Bayrischen Seglerverbandes begrüßten die Gäste und hoben das sportliche Engagement des Clubs und der Teilnehmer hervor. Der Vorsitzende der Klasse, Ulrich Brach, erinnerte an die Meisterschaft 1989 vor 25 Jahren, an der er ebenfalls zusammen mit 10 anderen Seglern, die auch heute wieder dabei sind, teilgenommen hatte. Darunter war auch Axel Fischer, damals noch einer der jüngsten Teilnehmer und 37ter, dieses Mal Mitfavorit auf den Meistertitel.
Bei noch leichtem Nieselregen lief die Vermessung der Boote am Sonntagmorgen problemlos. Dann lugte die Sonne hervor, aber der Wind ließ auf sich warten. Gegen 13.30 Uhr kam eine leichte Brise auf. Auslaufen – und eine Stunde später schickte Wettfahrtleiter Liebl die Boote zu ersten Mal auf den Kurs. Doch noch auf der zweiten Kreuz verabschiedete sich der Wind – Abbruch der Wettfahrt!!! Das Warten an Land wurde mit Freibier und kleinen bayrischen Häppchen erträglich gemacht, aber der Wind blieb verschollen.
Am nächsten Morgen Auslaufbereitschaft ab 9.00 Uhr. Leichter Nebel lag über dem See, dann setzte sich die Sonne durch, aber der Wind ließ auf sich warten. Klönschnack, Kickern und Tischtennisspielen war angesagt. Die ersten Lästermäuler sprachen schon von einer Meisterschaft auf windgeschütztem Revier, als sich dann doch die Windstriche zu Windfeldern verdichteten und kurz nach 15.00 Uhr gestartet werden konnte.
Nach der Startkreuz lagen Brach/Haussmann mit ihrer GER 25 „TA’AROA“ in Front. Doch auch Axel Fischer mit der GER 125 „GRÄFIN LORETTA“, der zum wiederholten Male Alex Antrecht vom Segelclub Mardorf an der Vorschot hatte, lag in der Spitzengruppe.Als Dritte und Fünfte überquerten sie kurz hintereinander die Ziellinie. Der große Mitfavorit Thomas Schiffer/Heinz Lenz vom Segelclub Bayer-Uerdingen lag überraschend nur auf Rang 11. Doch die Beiden schlugen schon im nächsten Lauf mit einem ersten Platz zurück. Axel Fischer kam auf einen 4. Rang. Pech hatte die zweite RCTT-Crew, die an der letzten Luvtonne noch auf Platz 5 liegend in eine Protestsituation wegen Wegerecht gerieten und dann noch von ihrem Protestgegner an der Leetonne so behindert wurden, dass bis zum Ziel noch fünf Boote durch schlüpfen konnte. Der anschließend gewonnene Protest, der für seinen Gegner zum Ausschluss in dieser Wettfahrt führte, tröstete nicht über die verlorenen Punkte hinweg.
In der dritten Wettfahrt konnten Fischer/Antrecht die Uerdinger Mannschaft in Schach halten und überquerten vor ihnen als erste die Ziellinie. Mit vier Punkten Vorsprung sahen sie dem zweiten Wettfahrttag entgegen. Brach/Hausmann kamen noch als 13. rein.
Am Abend gab es dann für Teilnehmer, Helfer und Gäste den schon traditionellen Flottenabend der Schwerterklasse, diesmal mit zünftiger bayrische Musi, Schweinshaxen mit Knödel und viel Freibier.
Der Dienstag begann wie gehabt – warten auf Wind. Der setzt wie gestern gegen 13.00 Uhr ein und stabilisiert sich bis 15.00 Uhr auf ca. 5 Knoten. Also wieder die Leichtwindgenua hoch und ab geht’s. Bis 18.30 Uhr haben wir weitere drei Wettfahrten absolviert. Winddreher von über 60 Grad auf den Kreuzen würfeln das Feld durch einander. Boote, die sich an der Leetonne noch vorne wähnen, finden sich, wenn sie auf der falschen Seite des Sees sind am Ende wieder.
Unbeeindruckt davon segeln an diesem Tag die beiden führenden Boote die Rennen unter sich aus. Zweimal hat Shorty Schiffer die Nase vorn. Im letzten Lauf dreht Axel den Spieß um. Da nun der schlechteste Lauf gestrichen werden kann (der eine 11 Pkt. der andere nur 5), liegt Shorty nun mit 3 Punkten in Front.
Brach/Hausmann greifen bei den drehenden Winden zweimal richtig ins falsche Töpfchen und fallen jeweils aus der Spitzengruppe auf Rang 31 und 25 zurück. Nix war’s mit einem 13. als Streicher. Ein 9. Platz im letzten Lauf des Tages schenkt den Glauben an die eigene Stärke wieder etwas zurück.
Ein bayrisches Festdinner mit Tafelspitz und zünftiger Musik lässt am Abend die Wogen hoch schlagen. Freibier hält manchen bis weit in die Nacht auf den Beinen.
Doch am nächsten Tag wird es wieder ernst. Letzte Startmöglichkeit wäre um 17.00. Die Veranstalter und der Wettfahrtleiter haben nun auch den Ehrgeiz, vielleicht doch die ausgeschriebenen 8 Läufe über den Kurs zu bringen. Wie an den Vortagen ist ab 14.00 der Wind zum Segeln da.
Die beiden Führenden lassen sich nicht aus den Augen. Trotzdem kann Axel Fischer mit einem 4. Rang den Abstand auf Shorty, der als 6. die Ziellinie überquert, auf einen winzigen Punkt verringern.
Nun wird es dramatisch und in gewisser Weise tragisch. Den Start zur 8. Wettfahrt gewinnt Axel und ist nach der Startkreuz an der Luvtonne Erster, direkt hinter seinem Heck rundet sein Clubkamerad. Beide führen auf der folgenden Vorwindstrecke und vergrößern den Abstand zu dem restlichen Feld. Shorty steckt irgendwo hinten im Verfolgerpulk um Platz 10. Der Wind hat sich auf 3 Bft. stabilisiert, als die beiden RCTT-Boote mit großem Vorsprung auf die Kreuz gehen. In diesem Moment sind Axel und Alex Deutscher Meister und Uli und Christoph wären die Ersten, die ihnen gratulieren könnten. Doch jetzt dreht der Wind, so dass aus der Kreuz fast ein Anlieger wird. Zum Luvfass müssen die Beiden nur noch einen kleinen Holeschlag von ca. 100 m machen, dann geht’s auf den Vorwind und dann ein kurzer Schlag ins Ziel.
Kaum 200 m vor dem Wind gesegelt, kommt ihnen das Schiedsrichterboot mit der weiß/blau gewürfelten Flagge entgegen – Abbruch der Wettfahrt. Eine grenzwertige Entscheidung, da es im Feld der Boote durch diese Dreher kaum zu nennenswerten Verschiebungen im Klassement gekommen ist.
Die Wettfahrt wird neu gestartet wird. Axel Fischer wird von seinem Gegner zu einem Frühstart provoziert, von dem er sich nicht entlasten kann. Er gibt das Rennen auf, so dass Thomas Schiffer und Heinz Lenz ein vierter Platz genügen, um mit zwei Punkten Vorsprung erneut Internationaler Deutscher Meister der Schwertzugvogelklasse zu werden. Bis zur Siegerehrung am Abend haben auch Axel und Alex ihre Enttäuschung über den verlorenen Titel überwunden und lassen sich als Vizemeister feiern. Als Dritter auf dem Treppchen sind ebenfalls zwei Moselaner Segler. Steffen Kleinevoss mit seinem Vater Albert vom Postsport Verein Koblenz konnten den letzten Lauf gewinnen und sicherten sich damit nach einer insgesamt bravourösen Serie mit den Plätzen (14), 8, 3, 4, 4, 11, 3 und 1 die Bronzemedaille. Uli Brach und Christoph Haussmann belegten im Gesamtergebnis den 11. Rang und verfehlten damit nur ganz knapp ihr Ziel, wieder unter die ersten Zehn zu kommen.
Ulrich Brach lobte in seine Dankesrede die Gastfreundschaft der Segler vom Staffelsee und hob besonders das Engagement von Toni Kölbl, dem Flottenobmann der Schwerter vom Staffelsee und seiner Frau Eva als die Seele dieser Meisterschaft hervor, was von den Teilnehmern mit stehenden Ovationen und frenetischem Beifall bestätigt wurde.
Alle werden diese Meisterschaft unter dem meist weißblauen bayrischen Himmel im sogenannten „blauen Land“ so schnell nicht vergessen.
Weitere Fotos unter www.scsts.de.
Ulrich Brach
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